Laufende Change-Prozesse bringen meistens auch viel Unruhe mit sich. Das hat auch Auswirkungen auf die Teamebene. Es wird viel über neue Strukturen nachgedacht. Arbeitsweisen werden umgestellt, um die Selbstorganisation zu fördern oder neue Rahmenbedingungen und Spielregeln der Zusammenarbeit erarbeitet und umgesetzt. Aber irgendwie sinkt trotzdem die Arbeitsleistung, es entsteht schlechte Stimmung und das Team verliert den Fokus.

Auch wenn die Zeit, wie immer, viel zu knapp ist, lohnt es sich nicht nur die strukturelle Seite der Zusammenarbeit zu betrachten, sondern auf die einzelnen Menschen zu schauen, um wieder positive Energie ins Team zu bringen, Vertrauen aufzubauen und das Arbeitsklima zu verbessern.

Ein Blick auf die Stärken und Ressourcen im Team ist eine Möglichkeit, um wieder gut in Kontakt miteinander zu kommen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Darüber hinaus arbeiten Teams mehr denn je vernetzt zusammen und sind gefordert gemeinsam komplexe Probleme zu lösen. Sie sollen mehr in die Selbstverantwortung gehen und müssen sich selbst organisieren. Um hier zu guten Ergebnissen und einer produktiven Zusammenarbeit zu kommen, ist es entscheidend zu wissen, wer was im Team besonders gut kann und welche Kompetenzen das Team gemeinsam weiterbringen.

Stärken im Team: mehr als eine Auflistung eines Stärkenprofils

Der Blick auf die Stärken ist gerade in der Formingphase, also wenn ein Team neu aufgestellt wird, ein ganz wesentlicher Faktor, um den Grundstein für eine gute Zusammenarbeit zu legen. Gute Beziehungen brauchen Raum, den anderen kennenzulernen und auch zu verstehen. Aber auch, wenn das Team weiter zusammenwachsen soll oder es durch unterschiedlichste Faktoren nicht mehr rund läuft, ist der Stärkenfokus eine sinnvolle und einfache Maßnahme, um Vertrauen, Respekt und das Miteinander zu fördern.

Ziel ist es, die Stärken der einzelnen Teammitglieder sowie des gesamten Teams sichtbar zu machen und für neue Herausforderungen zu nutzen.

Wobei es für mich bei dem Thema Stärken nicht um eine Kompetenzmessung oder ein statisches Abbilden von Stärken geht, sondern vielmehr um Feedback, Reflexion und Entwicklung. Denn Stärken lassen sich entwickeln. Und so schauen wir immer mit dem Blick auf die Entwicklung, was bei den individuellen und Teamstärken heute schon sichtbar ist, wie die verschiedenen Stärken zusammenspielen und wo es noch Potenzial gibt.

Dabei sind Feedback und der Austausch über die Stärken wesentliche Faktoren für die Weiterentwicklung. Was wird positiv angesehen, was eher nicht. Wie sehen sich die Teammitglieder gegenseitig? Denn Menschen brauchen Feedback für die Weiterentwicklung. Und zwar eine Rückmeldung, die wertschätzend, begründet und motivierend ist.

Stärken aus drei Richtungen

Die Beschäftigung mit den Stärken im Team lässt sich aus drei Richtungen betrachten:

Ich-Stärken – Selbstbild

Beim Selbstbild geht es darum, was ich bei mir bereits ausgeprägt wahrnehme. Viele Menschen sind sich der eigenen Stärken oft nicht bewusst und kennen ihre Verbesserungspotenziale nicht. Die eigenen Stärken zu erkennen ist oft auch schwierig, denn was einem leicht fällt, wird gar nicht als Stärke wahrgenommen.

Ich-Stärken – Fremdbild

Welche Stärken nimmt das Team an mir wahr? Wo gibt es blinde Flecken, die man selbst gar nicht sieht. Viele Menschen schätzen sich oftmals selbst falsch ein oder wissen vielleicht gar nicht, was wirklich wichtig ist und von anderen als Stärke wahrgenommen wird. Eine Sicht von außen, hilft sich selbst besser einzuschätzen.

Wir-Stärken

Wo liegen die Stärken im Team? Welche gemeinsamen Stärken sind vorhanden? Gibt es eine Stärkenhäufung, d. h. einige Stärken sind doppelt oder mehrfach besetzt?

Ist jeder auf dem richtigen Platz? Sprich, sind die Aufgaben nach Stärken gut verteilt oder gibt es hier neue Erkenntnisse und Verbesserungsmöglichkeiten?

Wie spielen die Stärken zusammen? Wir gut sind unterschiedliche Stärken besetzt, z. B. Kommunikationsstärken, analytische, organisatorische oder kreative Stärken, die im Team benötigt werden, um die Aufgaben zu bewältigen. Und vielleicht fehlt auch eine Kompetenz, wie beispielsweise Querdenken, Netzwerken oder Projekte steuern. Wie gelingt es dem Team hier stärker zu werden?

Ein weiterer Blick von außen auf die Wir-Stärken ist die Kundensicht: Welche Stärken hat das Team dem Blickwinkel des Kunden? Durch welche Kombination aller Stärken lassen sich Kundenprobleme am besten lösen?

Gerade in agilen Zeiten, indem Teamarbeit gefragt ist, die eigenverantwortlich komplexe Aufgaben löst und neue Ideen hat, ist es wichtig auf diverse Teams mit unterschiedlichen, sich ergänzenden Stärken zu setzen.

Sichtbarmachen der Stärken Team-Workshop

Um Stärken sichtbar zu machen, arbeite ich in Team-Workshops, aber auch in Einzelcoachings, mit dem Worklifestyle® StärkenNavigator von Svenja Hofert, den ich bei meiner Ausbildung zum Teamgestalter kennengelernt habe. Der StärkenNavigator ist ein Kartenset mit 50 individuellen Stärken, wie z. B. Querdenker, Stratege, Strukturgeber, Verwalter, Graf Zahl …, die in fünf Stärkengruppen zugeordnet sind.

Das Schöne an diesem Kartenset ist das spielerische Erschließen von Stärken. Die Karten dienen zur Reflexion und zum Einordnen von Stärken. Gleichzeitig sind sie auch eine Kommunikationshilfe und helfen somit Worte für etwas zu finden, das einem manchmal nicht so leicht fällt auszudrücken.

Eine Reflexion über Stärken im Team bietet eine wertschätzende Grundlage für eine gute Zusammenarbeit. Eigene Stärken und die Stärken der Anderen werden erkannt und wertgeschätzt. Die Arbeit mit Stärken bietet sich besonders dann an, wenn Teams neu entstehen oder im Laufe von Veränderungsprozessen anders zusammengesetzt werden. Aber auch bei regelmäßigen Teamentwicklungen und strukturierten Prozessreflexionen, wie Retrospektiven, sind Stärkenchecks ein Energieschub fürs Team.